DER KASTRAT
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Seine Ehe ist zerrüttet!
Wieder hat er den Senf neben die Bratwurst geschüttet.
Und überhaupt wegen seines seltsamen Betragens.
Sein Intelligenzquotient liegt gemäß genauem Befragens
mit 86 zwar unter der PS-Zahl seines Wagens,
– aber man beachte nur –
immerhin höher als seine Körpertemperatur.
– – – ooh – – –
Doch er hat hohe Reinlichkeits-Ansprüche,
ist ein begabter Savant der Gerüche.
Man sieht seine Synapsen förmlich funkeln
und er riecht sogar einen Furz – im Dunkeln.
— iiih —
Er hält sich für Farinellis Wiedergänger
und als junger Sänger – weiß er schon:
Ohne Kastration erreicht er nie den Oberton.
In Opern, Etablissements und manchen Klitschen
hört man ihn bis ins hohe Alter quietschen.
– – – uuh – – –
Aufgebahrt auf des Todes Pritschen
wollen letzte Töne ihm entwitschen.
Die Verwandtschaft, die Schäden an den Trommelfellen hatte
wartet huldig aber ungeduldig mit den Ohren voller Watte.
Und endlich bekommt er seinen Ehrenlohn:
Sein Lebenswerk auf Schelllackplatte
und dazu ein Grammophon.
– – – ahaa – – –
Aus dem Gedichtband
>Mit Gedichten Humor belichten<
tredition verlag – – hamburg