No. 6823

ZWISCHENFAZIT  ZUM  THEMA  VERSTEHEN

 

Was bedeutet überhaupt etwas zu „verstehen“?

Verstehen ist die fließende Form von stehen, einem andauernder Prozess, eine Bewegung durch die Zeit, um auf etwas stehen zu kommen. Etwas Fassbares. Mit jemandem, sich selbst oder mit etwas durch alle Veränderungen so in Resonanz zu kommen und Zusammenhänge erkennen, dass Äußeres und Inneres, Struktur und Gesetz, aber auch der Sinn erkennbar wird. Ein Aufnehmen gleicher Zeichen und Möglichkeiten, ohne sich dabei nur auf rein intellektuelle Daten zu beziehen. Und das bedeutet die jeweiligen kulturellen oder religiösen Anbindungen zu beachten und das traditionelle Wissen, ‚Not-wendigkeiten‘ sowie bestehende Konventionen zu berücksichtigen.

Hat „Verstehen“ mit Verstand zu tun? Ja! Das ist eine geistige Momentaufnahme dessen, was zu verstehen ist. Aber der Verstand möchte gerne Schärfe, Genauigkeit und Transparenz. Er tendiert zu dem Bekannten, dem Gesicherten und der Gewohnheit. Verstehen hat aber neben einer intellektuellen Erfassung ebenso mit einer erweiterten Wahrnehmung durch Gefühl und Intuition zu tun. Und diese ändern sich. Die Welt ist in einem permanenten Wechsel und Umbruch und in Verzweigungen in das noch Unbekannte. Und das bewirkt Unschärfe, Unsicherheit und Wagnis. Der Verstand ist also stets aktiv, im Gegensatz zur meditativen und rein passiven Betrachtung.

Sehen wir uns an, wie sich der Verstand auf unser Verstehen auswirkt: Von einer Sache, einem Gegenstand, einer Person, einer Situation oder einem Zusammenhang gehen Reize aus – wie optische, akustische, haptische usw. – die es zu erfassen gilt, selbst eine mathematische Formel lösen einen Impuls der Neugierde oder des Wissensdurstes aus, um sie zu verstehen. Reize sind energetischer Natur und bilden Informationsketten, die sich zu einer Sprache ordnen können. Sprache ist aber stets eine Reduktion aller Daten aus der unendlichen Datenflut in verwertbare, erfassbare und interpretierbare Informationen, die kommuniziert werden können. Verstehen führt zu Erklärungen und zu einer Deutung. Sprache bildet die Struktur, die kollektiv Klärung und Klarheit bringt.

Dabei folgen schematisch unsere Reaktionen und wir gehen wie folgt vor:

 

  1. Wir erfassen, so umfänglich wie uns möglich ist, alle Reize. (Sensorisches Arsenal)
  2. Die Reize und Signale – auch indirekte – nehmen wir bewusst und unbewusst auf.
  3. Reize und Signale werden als Mit-“teilung“ und Informationsmuster erkannt.
  4. Diese werden gedanklich variiert und interpretiert. Intuitiv zugeordnet.
  5. Intuitiv erfolgt das Einfühlen in die Daten, und deren Signale werden mit unseren Empfindungen und Erinnerungen (auch genetischer Natur abgeglichen.
  6. Die Funktionen eventueller Informationen dieser Reize werden erlernt, wie auch
  7. Funktionale Zusammenhänge verschiedener Reizgruppen und Verknüpfungen.
  8. Zeitliche Zusammenhänge bei Wandel, Zerfall, Struktur und Chaos werden visualisiert, analysiert und interpretiert
  9. <Ver – stehen> heißt auch den Standpunkt verändern, die neu entstandenen Perspektive erfassen und neu abgleichen. Zeit hilft die Projektionen zu verändern.
  10. Jede bis dato erreichte Erkenntnis sollten wir falsifizieren – d.h. hinterfragen.
  11. Verstehen – heißt eigentlich etwas oder jemand „sein“ zu können, verschmolzen zu sein und die Barriere zwischen Subjekt, Objekt und der Beobachtung zu überwinden, weil wir durch Beobachtung selbst kreieren. Wir geben unseren eigenen Input dazu und erreichen somit eine Projektion. Und die ist ein Bild. Wir machen uns ein Bild, sind dadurch „im Bilde“.

Wir vergessen, dass wir dieses Bild selbst/kollektiv zur Sinngebung erzeugt haben. Dadurch können wir aber das Deutungsfeld unseres kulturellen Umfeldes und deren geistigen Paradigmen verstärken oder bei Durchbrüchen auch erweitern. Verstehen folgt dem Erleben. Dieses ganzheitliche Bild gilt seit der Definition der Quantenphysik im Sinne von Heisenberg / Hans-Peter Dürr als Denken im unüblichen Sinne ohne Begriffe, als ein intuitives – aber auch mathematisches – auf Beziehungen basierendes Denken, welches zu Austausch und Verstehen führt.

Dennoch wird man kaum jemals behaupten können etwas wirklich vollkommen verstanden zu haben. Das ist und bleibt eine Illusion, eine Täuschung und liegt an der Variation und der Unschärfe der Auftritte aller Erscheinungen durch den Strom der Zeit. Dadurch ergeben sich lokale Deutungen und persönliche Eindrücke oder eine kollektive Sinngebung durch Identitäten. Man kann etwas nur wahrscheinlich verstehen, indem man eigene Resonanzen erkennt. Das bleiben aber lediglich Wahrnehmungen mit dem menschlichen Instrumentarium. (Den Sinnen, Verstand oder technische Geräte usw.) Es gibt nur subjektive Wahrheit. Auch kollektiv. Denn die dahinter stehende Realität ist unermesslich und absolut. Wir selbst – als relative Gebilde – können hingegen nur eine relative Auswahl treffen, nur einen winzigen Teil der Daten, die auf uns einfluten, wahrnehmen und erfassen. Und davon noch weniger sinnvoll deuten.

 

Was heißt also verstehen?

Verstehen setzt Stille voraus und ungesehene Beobachtung.

(Siehe:  Quantenverhalten)

 

Ver-stehen heißt eigentlich ungesehen im Verborgenen stehen; in einem Unter-stand (engl. to understand) geschützt vor allen Worten und Begriffen, Erwartungen und Urteilen. Worte, die der Verstand hervorbringt und der Gedanken übersetzt hat . . . und diese erwartungsvoll interpretiert, eingeordnet, verglichen und beurteilt hat. Das Quantenverhalten impliziert bewusstes Beobachten, ein Formatieren, ein vom Beobachter abhängiges Gestalten, gerichteter, bewusster und fokussierter Gedanken.

Wollen wir verstehen – auch uns selbst – braucht es Ruhe, Stille und Abwesenheit von Gedanken. Verstehen wir etwas, können Entscheidungen getroffen werden. Sind wir mit dem Verstandenen einverstanden, erfahren wir Erleichterung. Falls nicht – folgen Reaktionen durch Angst, Argwohn, Unsicherheit, Zweifel oder Neugierde usw.

Beobachten heißt energetisch / informativ in Resonanz, in Berührung kommen. Und wer berührt, legt fest, wie Resonanz gerade dann im Moment geschwungen und geklungen hat und wie empfunden wurde. Mit einem ganz persönlichen Stempel der Gefühle oder das einer kohärenten Gruppe. Und den komplexen Gedankenmuster der persönlichen Erfahrungen, der Ausbildung, Erziehung und Vorstellungen. Jeder Mensch hat eine spezielle Resonanz und Behandlung von Gedanken, vorgegeben von der Religion oder Kultur und durch die Konditionierung einer gesellschaftlich geprägten Werte- und Erfahrungswelt. Wir beobachten bereits im Mutterleib und unsere emotionalen Prägungen sind auf der bewussten Seite mit ca. 3 Jahren abgeschlossen. Erst dann sind wir allmählich in der Lage, durch unseren ICH-bewussten Geist zu verstehen und beginnen selbstbewusste Entscheidungen zu treffen. Aber bewusst – ist ein direkter Zugriff auf die Datenmenge dem „absoluten Kontinuum  der Realität“ nur in Ausnahmefällen möglich, da wir 96,5 Prozent aller Daten bereits unbewusst (treffender gesagt: „innerbewusst“) verarbeiten.

Ruhe hilft die großen Probleme im Leben und deren Ursachen zu entdecken und zu verstehen, die kleinen lösen sich von selbst. Ruhe bewirkt Entspannung, ohne die wir die großen Probleme nicht lösen. Stille ist eine göttliche Gabe. Sie herrscht wenn die groß erscheinenden Probleme zumindest zugeordnet, ihre Wurzeln geklärt und schließlich aufgelöst sind. Leere entsteht wenn das Ego im Selbst aufgegangen ist.

 

Die Kunst liegt im richtigen Fragen,

was wichtiger ist als die Vielfalt korrekter Antworten.

Begreifen bedeutet mit einem analytischen Werkzeug zu greifen. Dieses Greifen ist bei jedem Menschen verschieden und in einer Gruppe bestimmten Einschränkungen und Abmachungen unterworfen. Verstehen kommt nicht ohne Interpretation aus.

 

Wer beschreibt, interpretiert mit Begriffen.

Wir wollen aber die Wahrheit sehen.

 

Das können wir nicht, aber immerhin so viele von ihren Aspekten wahrnehmen wie möglich. Wahrheiten schillern in allen Farben. In „guten“, in „schlechten“ in richtigen, falschen, also in Gegensätzlichkeiten und allen Schattierungen dazwischen. Wird die Summe einer bestimmten Wahrheit aus allen Perspektiven falsifiziert ist sie in der Summe Null! Null ist jedoch absolut und relativ mehr als Alles in Summe, da sie sämtliche Potenziale des JETZT, aber auch die der künftigen und vergangenen Geschehnisse beinhaltet.

 

Absolut gesehen ist die Null die ganze Einheit. (die 1)

Relativ gesehen ist die Einheit (die 1) fragmentiert, da sie

wegen der Auffächerung in Zeit und Raum nicht

vollumfänglich zu erreichen ist.

 

Verstehen ist also ein intuitives Bemühen durch Resonanz in die gleichen Frequenzmuster zu gelangen, in die gleiche Intensität, auf der gleichen Ebene und in den gleichen Zeitbezug, wie das, was sich jetzt als erfassbare Teile der Wahrheit zeigt. Wie ein Blitz fällt uns eine Wahrheit zu, genauer: jetzt relevante Aspekte – in einem knappen Moment. Dann besteht eine „Superposition“, das Tor steht offen. Die Wellenfunktion der Quanten kollabiert und aus Realität, aus Möglichkeit wird Wirklichkeit und nur diese können wir „verstehen“, weil von Wirklichkeit eine Wirkung ausgeht.

Die Summe aller Wirklichkeiten ist nur ein winziger Teil der Realität. Diese können wir nicht erfassen, weil sie zeitversetzt auftreten und ihre jeweiligen Wirkungen in diversen ‚ZeitRäumen‘ entfalten! Realität ist nicht erfassbar, weil sich nicht nur Vergangenes, Gegenwärtiges und Zünftiges in ihr als Potential und Möglichkeiten aufsummiert, sondern auch alle eingefalteten Dimensionen sämtlicher Variationen von möglichen Manifestationen und Informationen mit anderen Naturgesetzen in allen Variationen.

Wie ein Blitz tritt also Wahrheit auf: Und genauso lange ist sie auch nur in einem Rahmen gültig. Denn Zeit wandelt den Auftritt von Wahrheit und ihre Verknüpfungen. Zeit verändert den Bezug von Wahrheit mit anderen Wahrheiten, Gewichtungen und Wahrscheinlichkeiten.  Zeit ist ein Konstrukt des Bewusstseins. Des schöpferischen Bewusstseins. Zeit ist aber der Hauptaspekt von Bewegung, denn Systeme des Kosmos bewegen sich relativ zueinander.

 

Mit der Bewusstmachung von Wirkungen (über unsere Wahrnehmungsorgane) können wir Wahrheit berühren – in einer bestimmten „Farbe“ – oder Frequenz als einen Gedanke, einen Teilaspekt einer Wahrheit. Gedanken sind eine Reduktion der Wahrheit in das Begreifbare, für die wir die Sensoren haben. Und Begriffe. (Siehe ausführlich im Buch „Die Natur der Gedanken“ Verlag: tredition – hamburg)

 

Wenn wir diesen Vorgang aber mit Verve und Leidenschaft beständig wiederholen, bis so viele Aspekte der Wahrheit in Gedanken gewandelt sind, dann wird uns eine Beschreibung möglich. Denn ein einziger blitzartiger Aspekt von Wahrheit hat eine Unschärfe, die sich dann konkretisiert und zu einem verstandenen Verband von Gedanken gerinnen kann, wenn wir ihn durch seine Bewegung durch „die Zeit“ ständig und stetig beobachten, mit Gefühlen prägen, affirmieren, wiederholen und an uns binden.

 

Aber damit haben wir erst einmal nur ein Verständnis  eines Aspektes einer Sache. Verstehen wir die Zusammenhänge mehrerer Aspekte, ihre Gesetzmäßigkeiten, ihre Form, Gestalt und Fülle dürfen wir nicht vergessen, dass jedes Verstehen sich auf lediglich rein geistige Konstrukte bezieht und auf Entwürfen oder Gebilden beruht: Auf menschlichen, geistigen Konstrukten. Wahrheit und ihr Verstehen beruht damit aus dem was wir in der Lage sind von ihr wahrzunehmen und aus ihr zu machen! Verstehen hat zugleich einen tief bewussten schöpferischen Aspekt aller Teilnehmer  von Wahrheit und ihrem Ausdruck: Das sind vom Quant bis zu den Galaxien alle Größen und Dimensionen der materiellen, relativen Erscheinungen.

Das Intuitive ist der wirkliche Zugang zur Wahrheit, und Intuition ist ein Organ der Seele, so wie die Inspiration und die Imagination. Aus der Seele kommt alle Wirkung der Erscheinungen, die sich aus dem Absoluten in die relative Welt ergießen. (Seele aus „Sähle“ – einem innersten Kern, einem Kanal. Und dieser ist die Verbindung von jedem relativen Teil zum Absoluten der „Großen Seele“)

Eine Beschreibung von Wahrheit, die nicht berücksichtigt, dass mit der Berührung von Wahrheit der sich bildende Gedanke den Rest aller anderen Zustände und seiner Wahrscheinlichkeiten unscharf macht, oder gar verhüllt, wird dem Verstehen der Natur von Gedanken nicht gerecht. („Berühren“ heißt durch Resonanz den Gedanken in seiner Superposition erkennen, beobachten und somit persönlich prägen und kollabieren lassen.  Siehe in meinem Buch „Die Natur der Gedanken“)

Denn Denken ist die Hauptreduktion des transzendenten Flusses in unsere ganz spezielle menschliche Wirklichkeit. Unser erster selbstständiger Gedanke ist „Ich bin“

Und das ist eine Trennung, eine Reduktion, eine Abgrenzung vom Großen Ganzen.  (So-ham)

Eine spezielle Wirklichkeit, die wir nach unserer Abtrennung nur mit den Werkzeugen, die uns zu Verfügung stehen, also unseren Sinnesorganen und durch unsere technische, soziale und spirituellen Entwicklung begreifen können. Und die wir, bedingt durch unsere vielfältigen Konditionierungen, auch nur begreifen wollen.

Die Technik eröffnet noch weitere Werkzeuge, die wie Übersetzer von Wirklichkeit funktionieren, und doch nur Verlängerungen unserer Sinnesorgane bleiben. (z.B. Geräte zur Messung von Strahlung, Apparate für die Makro & Mikrowelt, Simulationen usw.)

Wahrnehmung wird in der Regel von unseren kollektiven oder individuellen Erwartungen, den „Erwartungserwartungen“ und unserem, von persönlichem Gefühl geprägten Erfahrungsschatz in automatisierten kognitiven Prozessen gefiltert und vorgegeben. Erziehung, Vorstellungen und Konditionieren sind dabei „maßgeblich“.

Sprache ist eine weitere Reduktion. Wirklich verstehen bedeutet ein kontrollierter Narr zu sein. Ein Narr, der sich ver-stellt, alles ver-rückt, um zu ver-stehen. Der alles vergessen hat, unbefangen und ohne Urteil sieht. Nicht betrachtet. Sehen heißt hier auch das Gefühl zulassen, die der Wahrheit innewohnt. Nur das führt zum wahren Verstehen. Nur die Emotionen öffnen das Tor zu einem närrischen Verschmelzen.

Und nur ein zeitweises Verschmelzen ermöglicht ein wirkliches Verstehen.