No. 0023 b

2016-01-11 - 13:43
© 2006-2024 Gerd Peter Bischoff

S C H E N K E N  und  G E S C H E N K E

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Wenn man einmal betrachtet, was uns alles am Tag nützt, was man so verbraucht und isst, benutzt, konsumiert, liest, hört, als Kleidung trägt, benötigt und von was man so alles abhängig ist, dann bleibt nur festzustellen, dass wir – bis auf wenige Ausnahmen – nichts davon je selbst hergestellt haben!

Oder wüssten wie es herzustellen ist . . .

Und doch findet alles irgendwie zu uns, für alles ist gesorgt.

Und selbst jene, die noch Dinge des täglichen Lebens selbst herstellen, anbauen oder jagen, fischen und einsammeln, benötigen 95 % ihres Lebensbedarfs von anderen Menschen. Wer verbraucht schon, und wie oft, selbst einen Reifen, den er in einer Fabrik herstellt? Wer ist noch ausschließlich Selbstversorger?

Und es sind die Selbstversorger, die dankbar, klar und direkt eines erkennen: Sie stellen nur etwas her, was sie umwandeln und vorher selbst geschenkt bekamen! Denn Selbstversorger leben – grundsätzlich und in der Sache selbst bedingt – naturnah.

Das ist bemerkenswert – wir Menschen wandeln allenfalls um. Und die Natur schenkt uns die Grundstoffe. Auch eine Kuh schenkt uns ihre Milch, die Biene ihr Honig, die Erde ihr Öl, die Sonne Energie, Berge das Erz, Tiere ihre Wolle, Haut und manchmal das Leben; Pflanzen das Übrige. Und wir Menschen wandeln um, veredeln und verbrauchen die Ressourcen.

Deswegen sollte mit dem Erreichen der Grundversorgung auch die Zufriedenheit einsetzen. Denn dadurch erkennen und zeigen wir, wie beschenkt wir alle sind und täglich werden. Ein unglaublicher Reichtum an Variation und Auswahl, an Verfügbarkeit und Vielfalt, Angebote, Verbesserungen, technischen Innovationen, Gelegenheiten, Neuigkeiten, Service, Hilfen, Unterhaltungen, Informationen, Produkte, Nahrungs- und Genussmittel usw. usw.

Ich habe nichts von dem Haus, in dem ich wohne, selbst hergestellt. Weder meine Nahrungsmittel noch die Kleidung. Es sind also Geschenke über Geschenke – und wie wenig davon können wir persönlich selbst herstellen oder uns einfallen lassen. Die Menschheit ist ein riesiger Geschenkkreis im Austausch geworden, auch wenn als Energieausgleich das Geld dazwischen geschaltet ist. Es geht also um den Energieausgleich und die Wertung oder Bewertung dessen was wir benötigen. Wir tauschen unsere Zeit mit unserer Beschäftigung kollektiv in das um, was wir gerade benötigen, bevorraten oder verbrauchen. Oder individuell als Selbstversorger.

Erkennen – Akzeptieren – Umarmen – Verschmelzen – Eins werden mit der Wahrheit: Zivilisation bedeutet auch, dass Menschen für einander sorgen, ob wir uns kennen, schätzen und mögen . . . oder auch nicht.

Das Leben wurde uns geschenkt, der Tod wird uns auch geschenkt und alles, das innerhalb dieser Zeitspanne liegt ist ebenfalls ein Geschenk: Unsere Lebenszeit. Es ist unser Anspruchsdenken, das diesen Umstand verbirgt, und unsere Wünsche, Pläne, Absichten und Leidenschaften, die uns ungeduldig machen, unzufrieden und die uns beschäftigt halten.

Es scheint, der Hauptmotor unserer Gewohnheiten und Ansprüche läuft auf die Konditionierung in unserer Kindheit hinaus: Als Kind versorgt zu werden, vollumfänglich! Wir werden verwöhnt, geliebt und gefördert. Alles ist da. Das ganze Leben ein Volltreffer, ein Geschenk. Aber bereits als Kind gibt es Wünsche, die einem nicht umgehend erfüllt werden und meistens reagieren wir ungnädig. Wichtig scheint nur zu sein, was andere Kinder im Vergleich haben und bekommen. Oder dürfen, oder nicht machen müssen. Und das zieht sich wie ein roter Faden durch unser Leben. Viel erreicht, fast alles bekommen, aber nie zufrieden.

Ein befreundeter englischer Geschäftsmann erzählte von seiner Kindheit, als sein Vater ihn zur Schule fuhr, nach Jahrzehnten noch immer vorwurfsvoll davon, dass er stets bei Wind, Regen und Schnee das große schmiedeeiserne Tor zur Auffahrt des Anwesens öffnen und hinter dem Wagen wieder schließen musste, bevor er wieder einsteigen konnte und zur Schule gefahren wurde. Irgendwann, Monate später wurde klar, dass sein Vater ausschließlich Rolls Royces fuhr . . . welch ein Schicksal!

Würdigen wir also die Gunst der Gegenwart und bleiben frei von Hochmut und Unzufriedenheit - frei nach dem Motto:  Jeder  Bauer  ernährt  uns  mit !