No. 6804

2020-07-01 - 20:20
© 2006-2024 Gerd Peter Bischoff

V O R W O R T

 

AN  DIE  WEISHEIT

 

„Weisheit“ ist ein sehr alter Begriff, dessen Deutung, Bedeutung und Stellenwert in allen Kulturen, auch in alten, vergangenen Hochkulturen einen wichtigen und zentralen Platz einnimmt und traditionell eingenommen hat.

Weise zu sein hat nicht vordergründig damit zu tun sehr viel Wissen anzusammeln, sondern für die Menschen zuträgliche Kenntnisse lebensnah bereitzuhalten. Und deren Anwendung, Einsichten und Verknüpfungen in einem sozial ausgewogenen, intellektuell breiten und emotional stimmigen Konzept für deren eigenen Entscheidungen auf Ersuchen zu vermitteln. Weisheit galt in der Vergangenheit als die „Generaltugend“, die geduldig auf den richtigen Zeitpunkt wartet, um sich – wenn es tatsächlich auch erforderlich ist – als Hilfe den Mitmenschen anzubieten und in einem sich selbst und der Allgemeinheit zuträglichen Maße durch Rat oder Handlung einzubringen. Vorzugsweise als Beispielhaftigkeit.

Je mehr Wissen der moderne Mensch gesammelt hat, und je früher eine unablässige Datenflut auf den Einzelnen anbrandet, je gezielter Wissensträger, Forscherinnen oder die Wissenschaft im Allgemeinen sich auf Verstand, Intellekt und Rationalität beziehen, desto mehr hat sich der Begriff des „weisheitsbezogenen Wissens“ parallel dazu etabliert.

Weisheit setzt große kognitive Fähigkeiten voraus: Sie hat zwar eine starke Komponente aus klarer, kristalliner Intelligenz, doch gerade die soziale - und insbesondere die emotionale Intelligenz sind wichtige Grundbedingungen der Weisheit. Logisches Denken, Anpassungsfähigkeit, die Bereitschaft zum Wandel und besonders ein sehr gutes Gedächtnis sind die Voraussetzungen der Weisheit, um eigene und auch fremde Fehler zu erkennen, zu bewerten und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Weisheit erkennt, dass der Berg des Wissens nie so hoch ragt wie die Schatten des Nicht-Wissens lang sind. Sie verhält sich ruhig, still und demütig in einem geduldigen Modus der offenen Beobachtung und einer ewigen Schülerin. Die Weisheit wächst an jeder Herausforderung, mit jedem Problem und kommt bei ungewissen Lebenssituationen als Generaltugend der Bewältigung des Lebens zum Tragen. Weisheit hält sich zurück, schweigt zunächst und legt sich nicht sofort fest. Sie verbleibt aber in einem offenen, oft kindlich staunenden Geist eines Anfängers, was der Selbstreflexion und der Selbstkritik sehr förderlich ist.

Um Fehler umgehend beheben zu können und bei Bedarf richtig zu handeln, braucht ein weiser Mensch lange Erfahrung zum „Timing“, ein Gespür für die optimalen Bedingungen, Wissen zur richtigen Anwendung der Weisheit, sowie die Fähigkeit komplexe Verknüpfungen zu durchschauen und Auswirkungen richtig einzuschätzen. Weisheit erkennt die maßgeblichen Gesetze des Lebens, deren Folgen in der menschlichen Gesellschaft und verhält sich entsprechend. Ihre Aussagen können daher oft wie prophetische Worte klingen. Aber vor allem zeichnet Weisheit durch eine mentale Stärke aus, einmal getroffene Entscheidungen umgehend und zielstrebig umzusetzen.

Die Persönlichkeitsentwicklung, das liegt im Wort, entwickelt sich mit zunehmendem Alter: Weisheit wird mit einem gewissen Alter, einer gelassenen Reife und Abgeklärtheit assoziiert und als ein komplexes Phänomen wahrgenommen, das zusätzlich zu den kognitiven Fähigkeiten auch den gesamten emotionalen Bereich, wie Empathie, Herzensbildung und direktes Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und einen toleranten Weltbezug ausweist.

Dann stellt sich die Frage, ob jemand, die oder der durchgehend weise zu sein scheint sich auch weise verhält – oder erst im Nachhinein erkennt – weise gehandelt zu haben. Zeit spielt offensichtlich eine Rolle, denn nicht selten gewinnt Weisheit mit zunehmendem Alter eine Rolle als Ratgeber, die eines Mentors /einer Mentorin, gar eines Warners oder eines Orakels, also Qualitäten, mit denen es gelingt besser als anderen Mitmenschen Künftiges und dessen Entwicklungen einzuschätzen.

Weisheit zeigt dabei verblüffend einfache aber wirksame Strategien bei Entscheidungen zu Problembewältigung, Lebensführung, zu Verlusten, Krisen und Nöten, weil Weisheit die Grundparameter der Natur, die der echten Werte, der menschlichen Psyche, der Lebenszwänge und der Wiederkehr der Geschehnisse verinnerlicht hat. Dadurch demonstriert Weisheit bei aller Zurückhaltung ein spürbares Selbstvertrauen, lässt sich nicht in übereilte Prozesse ein, vermeidet Urteil und Vorurteil, zeigt eine fast natürliche Diplomatie und ein Höchstmaß an persönlicher, geistiger und spiritueller Freiheit. Und dazu auch  eine gewisse öffentliche und private Zurückhaltung und ein Maß an freiwilliger Selbstlosigkeit.

Disziplin ist eine Tugend der Weisheit, dazu Humor und das vergnügliche Gefühl, trotz aller Schläge des Schicksals die zur Reife führten, doch noch am Leben zu sein.

Weisheit vermeidet Bitternis wie auch die Unerbittlichkeit, nutzt aber deren Erfahrungen. Balance, Harmonie und Ausgleich sind ihre Merkmale – große Vorsicht, Umsicht und Praxis bei der Umsetzung des eignen Wissens und Kompetenz sind ihre Stärken.

Weisheit sieht Grenzen, zieht aber keine eigenen, weil Weisheit selbst eine fließende Grenze ist und im Lebensprozess mühelos mit fließt. Sie entzieht sich aber – wenn notwendig – frühzeitig und entschieden allen Entwicklungen, die sie als schädlich, lebensfern und töricht erkennt. Und deren Konsequenzen sie Mitmenschen nicht klar machen kann.

Aus ihrem Verhalten lernen die nachfolgenden Generationen: Wer überlebte, Wissen sammelte und dieses weise angewendet hatte und empathisch an die Jüngeren weitergab, hatte ein hohes Ansehen und konnte bei der zunehmenden Populationsdichte der menschlichen Evolution auch genetisch entscheidende Vorteile mitgeben und diese vorteilhafte genetische Abweichungen konnten sich besser ausbreiten. Gregory Cochran & Henry Harpending der University of Utah beschreiben viele dieser genetischen Befunde. Fazit: Alter und Weisheit gehören zusammen! Beim Einsetzen der Landwirtschaft war Weisheit ausschlaggebend wo, wann und wie ausgesät und geerntet werden konnte – basierend auf Beobachtung und vieler Jahre von Erfahrung. Das führte zu weiterem Wissen über Wetter, Astronomie, Dammbau, Wasserwirtschaft, Agrarsorten, Kreuzungstechniken usw.

Nachfolgend habe ich umfänglich die Merkmale und Einzelaspekte aufgeführt, die die Weisheit in prägnanter Kurzform als Aphorismen in ihren praktischen, geistigen und spirituellen Aspekten beschreiben.


No. 7826

2020-06-11 - 13:40
© 2006-2024 Gerd Peter Bischoff

Das Richtige zur falschen Zeit,

oder am falschen Ort – beziehungs'weise' mit den

falschen Partnern  n i c h t  zu vollziehen

zeigt die Weisheit der Handelnden


No. 7825

2020-06-11 - 12:55
© 2006-2024 Gerd Peter Bischoff

Weise werden jene nicht,

die das  Unangenehme  nie erlebten,

wie auch all das Unerquickliche, Bittere, Abscheuliche

– = ≡ = –

Und die nie mit der eigenen  Dummheit  in all ihrer

Verbreitung und Verblendung konfrontiert wurden